Pfarramt: 06162 / 1864
Leben gewinnen„Mein Nektar gehört mir“, sagte die Sonnenblume, „ich lasse keine Biene naschen!“ Sie blühte noch eine kleine Zeit, verwelkte dann und hatte keine Frucht. „Ich bin ich!“, sagte das Weizenkorn. Es war prall und goldgelb, reif und voller Lebenskraft. „Ich lasse mich nicht in die Erde legen und aussäen.“ So blieb es heil und ganz für sich allein. Es wurde todeinsam und hatte keine Frucht. „Ich lasse mich doch nicht zerschneiden und auspressen“, sagte die Zitrone. Sie war reif und saftig. „Ich will mich selbst verwirklichen und entfalten!“ Sie lag noch eine Weile in der Obstschale, verfaulte dann aber, stank und kam in den Mülleimer. Jesus sagt: „Wer sein Leben erhalten will, wird es verlieren. Wer es aber hingibt, wird es empfangen!“ Jesus war glaubwürdig, weil er nicht nur davon gesprochen hat, sondern sein Leben dahingab. In Johannes 12,24 steht:„Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“ Vor einigen Jahren lief der Film „Die Passion Christi“ in den Kinos. Es wurde viel über diesen Film geschrieben. Mel Gibson erspart dem Zuschauer nichts. Er zeigt die physische Zerstörung eines Menschen – Bilder in ungewöhnlicher Härte, die einen lange Zeit nicht mehr loslassen. Wer bei Gewaltszenen im Fernsehen wegsieht, muss sich diese „Passion“ nicht zumuten. Anderen kann durch diesen Film deutlich werden, wie tiefder Graben zwischen Gott und den Menschen war, dass dieses Opfer notwendig wurde. Das Buch zum Film ist übrigens das Neue Testament, das sich lohnt zu lesen. Gerade in der Passionszeit, die noch etwa sechs Wochen bis zum Karsamstag andauert, ist es hilfreich, durch das Lesen des Originals sich auf die Bedeutung des Leidens und Sterbens Jesu zu besinnen. Diese Zeit ist auch eine gute Gelegenheit, Verzicht einzuüben. Es ist ein lohnender Verzicht: Man erkennt, wovon man alles abhängig sein kann: Koffein, Nikotin, Alkohol, Süßigkeiten, TV-Konsum, Computerspiele usw.Wer loslassen und verzichten kann, kann dann auch mit anderen teilen und hat letztlich mehr vom Leben.Pfarrer Michael Tetzner
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